Ruderfreizeit in Berlin

Mit dem RV OSCH auf der Spree und auf der Dahme, an den längsten Tagen des Jahres 2025

Teil1

„Das perfekte Viertel“ heißt ein Artikel in der Zeit: Unter dem Motto „Wären Sie glücklicher, würden Sie woanders leben?“ zog die Autorin probeweise von Berlin-Kreuzberg nach Hannover, in den Stadtteil, der laut Statistik am besten zu ihr passt.

Der/ie Leser*in ahnt schon, wie die Geschichte ausgeht: Am Ende kommt sie wieder zurück. Genauso, wie wir, die wir uns am Mittwoch im Juni 2025 beim „TIB Wassersportzentrum“ in Berlin (direkt an der Spree) trafen. Der Name ist die Abkürzung für „Turngemeinde In Berlin von 1848“, das Sportzentrum beherbergt in einem modernen Neubau aus „Sichtbeton“ 180 Boote, Kanus und Ruderboote. Oben drüber: Schlafräume, Trainingsräume, Tagungszentrum, Küche, sanitäre Anlagen. Ideal als Ausgangspunkt für „RUDERN IN BERLIN“!

Brigitte Haase hatte 10 Teilnehmer*innen gefordert, um die Freizeit zu organisieren, und die kamen auch zusammen. Holger kam mit dem Motorrad angereist, der Chronist hatte vorher in Berlin zu tun und konnte die S-Bahn nehmen (Abenteuer 😊), Brigitte, Anne, Christa, Lars, Ralph, Hans-Heinrich und Werner verteilten sich auf 2 Autos und kamen über die Autobahn. Bedauerlicherweise gab es einen krankheitsbedingten Ausfall (ausgerechnet mit erheblicher Ruderkompetenz), sodass ein Boot unterbesetzt fahren musste (gute Besserung an dieser Stelle).

Nachdem der erste Vierer mit SP in Berlin eingetrudelt war, ging es mit der „Hauptmann von Köpenick“ (VEB YACHTWERFT BERLIN, Berlin Köpenick) bei bestem Abendsonnenwetter von Niederschönwalde Richtung Müggelsee. Als das 2. Fahrzeug und das Motorrad eingetroffen waren, drehten wir sofort um, um mit den Neuankömmlingen das Abendessen vorzubereiten und Wiedersehen zu feiern.

Tags drauf ging es dann auf eine große Runde durch den Müggelsee und über die Müggelspree in den Dämeritz-See, und von dort in den Gosener Graben. Hier war nach einem Sturm so viel Geäst ins Wasser gefallen, dass die Passage in den wunderschönen Seddin-See unmöglich war. Über den Gosener Kanal erreichten wir den See schließlich doch, sodass wir bei herrlichem Wetter schließlich in die Dahme abbiegen konnten. Beim Seesportclub Berlin-Grünau gab es die Mittagspause, und dann ging es -natürlich- auf die Regattastrecke von 1936. Bahn 6 wurde von beiden Booten gemieden. Wieder zurück, gab Holger den Grill-Master, nachdem ein kurzes, heftiges Unwetter über uns hinweggezogen war.

Am Freitag ging es die Spree hinunter in das Stadtzentrum. Bei Kabbelwasser und Wind besuchten wir den Rummelsburger See, im Wesentlichen ein Industriehafen, und bogen an der berühmten Oberbaumbrücke in den Landwehrkanal ab. Durch den einsetzenden Regen ruderten wir bis in den Urbanhafen: Hier gab es ein Schiffsrestaurant (beheizt), in dem wir „kaffeeisieren“ und uns trocknen konnten.

Wieder getrocknet, fuhren wir durch den Landwehr- und den Neuköllner Kanal mitten durch die Stadt und erreichten nach erneuter Schleusung und den Britzer Zweigkanal wieder die Spree. Was für ein Ruderevent, das von „Hübi“ wiederum in Form einer Kommoot-Story -mit den besten Bildern unterlegt- für die Nachwelt perfekt dokumentiert wurde.

Dann wurde die Mannschaft nochmals dezimiert: Der Chronist musste sich wegen einer 50-Jahre-Abi-Feier nach Braunschweig verabschieden, und zu acht gingen die Ruderer noch einmal auf Tour, die Dahme hinauf in den Zeuthener See.

Eine ziemlich perfekte Ruderfreizeit war das, und unserer Trainerin Brigitte gilt ein großes Dankeschön, genauso wie allen „Kümmerern“, den Fahrern, Einkäufern, und natürlich auch der Turngemeinde in Berlin für die Herberge. Es war für uns das „perfekte Viertel“, aber jetzt sind wir alle wieder zu Hause -und können was erzählen.

Text: Heiner Wenk

Teil 2

Der abschließende Samstag begann mit einem ausgiebigen Sportler*innenfrühstück, der Festlegung der Tagesziele und Einteilung der Teams. Bei Kaiserwetter starteten die beiden Boote, diesmal ein 2er- und ein 4er, Richtung Zeuthener See. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass diese Tour zur „Königsetappe“ mutieren sollte. Die Route führte uns über die Spree, die Olympia-Ruderstrecke von 1936, zu unserem Halbzeitpunkt, einer herrlich gelegenen Lokalität. Hier konnten die vorhandenen Flüssigkeitsdefizite ausgeglichen und das eine oder andere Leckerli verspeist werden. Dann ging es auf den Rückweg der insgesamt 34 km langen Tagestour. In der Zwischenzeit hatten sich jedoch die Gewässer mit allen möglichen und unmöglichen Fahrzeugen gefüllt, eine Segelregatta gestartet und der Wind frischte in sehr unerfreulicher Weise auf.

Nach halber Wegstrecke legten wir einen Zwischenstopp an einer idyllischen Badestelle ein. Hier konnten die erhitzten Körper heruntergekühlt und die letzten Kräfte mobilisiert werden, bevor auf dem letzten Teilstück nochmals an die maximalen mentalen und körperlichen Grenzen gegangen werden musste. Nach Erreichen der Basis und einer kurzen Regenerationsphase brach die Rudergesellschaft zum Abschiedsdinner ins Restaurant des Berliner RC „Ägir“ auf. Dieser wiederum sehr harmonische Abend endete dann weit nach Mitternacht mit dem einen oder anderen Kaltgetränk.

Der Sonntag war dann weniger spektakulär, eben der Abreisetag. Hier kann berichtet werden, dass alle Beteiligten ohne Zwischenfälle die Heimat erreichten.

Text: Ralf Fahrenholz

Bilder: Anne Hübner, Brigitte Haase